Viele Menschen sind auf der Suche. Sie setzen sich ins Wartezimmer und hoffen, dass jemand sie aufruft. Damit sie wissen, wann sie dran sind. Sie warten, dass ihnen jemand sagt, wie das Leben funktioniert. Manche gehen sogar regelmäßig zur Anmeldung und fragen, wie lange es noch dauert. Und sie warten und warten und warten. Ihr ganzes Leben lang warten sie auf das Leben.
Sie unterhalten sich mit den anderen Wartenden und philosophieren über den Sinn des Lebens.
Sie könnten ja gut, wenn …
Wenn sie nur dies oder jenes hätten, dann …
Viele wollen ja auch, aber …
Ab und zu steht mal jemand auf und sagt: „Mir reicht es jetzt! Das dauert mir alles zu lang. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass nie jemand kommt und mich aufruft. Ich nehm das jetzt selbst in die Hand!“ Der wird dann erstmal belächelt. Denn die Wartenden sind noch in der Überzahl. Aber je voller die Wartezimmer werden, desto stickiger wird die Luft. Der Platz wird enger, immer mehr Menschen fühlen sich dort nicht mehr wohl. Sie treffen für sich Entscheidungen und verlassen das Wartezimmer.
Denn sie wissen:
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst!
Und spätestens im Himmel treffen sie wieder aufeinander. Während die einen von Sonnenschein, Regen, Tränen, Lachen und Leben erzählen, können die anderen nur von vier Wänden berichten. Denn etwas anderes haben sie nie gesehen.
Ja, so ist das mit dem Leben.
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Annika Bustorf (Samstag, 13 Juli 2024 14:54)
Wie wundervoll treffend formuliert. Ich sehe das Wartezimmer und die Menschen darin direkt vor mir.
Deine Texte zaubern mir immer ein Lächeln ins Gesicht.
Vielen Dank für die heutige Inspiration.